Mein eigener Kopf

gebunden, Fadenheftung, Lesebändchen
Fr. 37.00, Euro: 19.80
ISBN: 978-3-85990-003-5

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Autobiografien sind eine der interessantesten Formen der Geschichtsschreibung. Umso mehr, wenn sie so lebendig und fesselnd geschrieben sind wie die von Charlotte Hümbelin-Bindel, einer Wiener Jüdin, die 1939 als Flüchtling und Ehefrau eines Schweizers nach Zürich kam und seither dort lebt. Fünf Jahre vor dem Ersten Weltkrieg in der Wiener Leopoldstadt auf die Welt gekommen, lässt die Autorin das damalige jüdische Viertel der österreichischen Metropole plastisch auferstehen. Ebenso authentisch beschreibt sie das ländliche Leben ihrer Familie mütterlicherseits in einem ungarischen Dorf nahe der österreichischen Grenze.

Als Jugendliche schliesst sich Lotte der kommunistischen Partei an. 1931 folgt sie ihrem damaligen Lebenspartner nach Moskau, wo sie zwei Jahre als Verlagslektorin arbeitet, bedeutende Figuren der kommunistischen Parteien Europas kennen lernt und die Vorkriegszeit unter Stalin miterlebt. 1933 kehrt sie nach Wien zurück und führt nach dem Verbot der Partei im Sog des nationalsozialistischen und austrofaschistischen Vormarsches ihre politischen Aktivitäten im Untergrund fort. Von 1934 bis 1936 lebt sie Prager Exil. Im Winter 1936/37 kommt sie in die Schweiz und lernt dabei ihren späteren Mann Fred Hümbelin kennen, auch er ein politischer Aktivist. In

Paris betreut sie österreichische und tschechische Spanienkämpfer. Nach Wien zurückgekehrt, flüchtet sie nach dem Anschluss Österreichs an das Hitlerreich 1938 in die Schweiz und stellt ein Asylgesuch. Die Antwort der offiziellen Schweiz ist ein Paradebeispiel für die damalige Flüchtlingspolitik: ihr Asylgesuch wird mit der Begründung „Überfremdung“ abgelehnt.

Nach ihrer Wegweisung begibt sich Lotte Hümbelin nach London und arbeitet als Köchin. Sie heiratet Fred Hümbelin, worauf ihrer Einreise in die Schweiz nichts mehr im Weg steht. Als Führungsmitglied der Partei der Arbeit erlebt sie dann die Höhen und Tiefen der ehemaligen kommunistischen Partei der Schweiz, insbesondere die politische Repression gegen deren Angehörige.

Lotte Hümbelins Biografie ist ein Stück Weltgeschichte in den bewegtesten Zeiten dieses Jahrunderts, erlebt aus einer Perspektive, die noch viel zu wenig aufgearbeitet ist und doch den meisten Menschen näher liegt als jene der bedeutenden Männer dieser Welt.

Das Buch ist illustriert mit zeitgenössischen Fotos. Mit Kurztexten werden die behandelten Zeitepochen erklärt, und Anmerkungen geben Auskunft zu Personen und Namen.

Rezensionen

Zeugin des JahrhundertsInformationen des Studienkreises Deutscher Widerstand / März 2000

Lotte Hümbelins LebenMax Bächlin / Vorwärts / 19.11.99

Die Vergangenheit nicht als Fehler verurteiltMitteilungen der Alfred-Klahr-Gesellschaft / 4/1999

Lebenszeugnis für ein Österreich des WiderstandsWaltraud Seidel-Höppner / Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung / 1/2000

Das Nachdenken darüber, wie Stalin allmächtig werden konnteWaltraud Seidel-Höppner / Neues Deutschland / 17.3.2000

Spurensuche in einem anderen ÖsterreichErich Hackl / Frankfurter Rundschau

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